Deutschland – Schatzland. Das ist nicht nur ein blöder Slogan. Denn: Einige der in deutschen Grund und Boden gefundenen Schätze gehören zu den wertvollsten Schätze Europas und der Welt.
Es geht hier wohlweislich nicht um mythische Schätze , die noch ihrer Entdeckung harren wie dem Nibelungenschatz oder um „verschollenes Nazigold“, sondern um echte Schätze aus Deutschland, die bereits gefunden wurden.
Erfahren Sie mehr über die wertvollsten jemals in Deutschland gefundenen Schätze in der Top 10 der grössten Schätze Deutschlands:
Plätze 10-8 im Schnelldurchlauf
- Goldschatz aus dem Oppidum von Manching: Vor gut 2000 Jahren war das Oppidum von Manching im heutigen Bayern eine bedeutende Handelsmetropole der Kelten. Mit bis zu 10.000 Einwohnern war sie der Hauptort der Vindeliker, einem keltischen Stamm. Seit dem 19. Jahrhundert finden dort Ausgrabungen statt. 1999 kam es dabei zu einem spektakulären Fund: Im ehemaligen Hafenviertel der Stadt wurde der Goldschatz von Manching gefunden: 483 keltische Regenbogenschüsselchen aus Gold und ein 217 Gramm schwerer Goldklumpen
- Der Silberschatz des Königs Blauzahn: Im Januar 2018 entdeckten Archäologen mittels eines Metalldetektors auf einem Kirchenacker auf Rügen einen 1000 Jahre alten Silberschatz der Wikinger: Etwa 500-600 Silbermünzen, teilweise zerhackt, darunter rund 100 Blauzahn-Münzen sowie Halsreifen, Fibeln, Perlen und einen Thorshammer. Forscher vermuten, dass der legendäre Dänenkönig Blauzahn den Schatz auf seiner Flucht im Jahr 980 dort vergraben hat.
- Silbermünzenschatz von Schwerin: Immer wieder werden aus Mecklenburg-Vorpommern spektakuläre Münzfunde gemeldet. Aber ein Fund auf einem Acker nahe Schwerin bricht alle Rekorde: Archäologen fanden 1600 nahezu perfekte erhaltene mittelalterliche Münzen aus reinem Silber. Die Münzen waren im 12. Jahrhundert geprägt stammen also aus dem Hochmittelalter. Vor rund 800 Jahren hat jemand diesen Schatz wahrscheinlich in einem Leder- oder Stoffbeutel vergraben. Der Wert des Schatzes war für damalige Zeiten enorm. Ein durchschnittlicher Bauer verfügte vielleicht über 1 oder 2 dieser Münzen. Das bedeutet umgerechnet das Vermögen von 800 bis 1600 „normalen“ Menschen befand sich in diesem Beutel.
7. Der Pferdekopf von Waldgirmes
Auch wenn es nicht so aussieht: Dieser freundlich dreinblickende Pferdekopf gehört zu den wertvolleren deutschen Schätzen und ist je nach Gutachten zwischen 1,8 und 3,6 Millionen Euro wert.
Der Kopf ist knapp 60 Zentimeter lang und 15 Kilo schwer, besteht aus vergoldeter Bronze und war Teil eines Reiterdenkmals von Kaiser Augustus. Dieses stand in einer von den Römern aus den Boden gestampften Stadt in der Nähe des hessischen Ort Waldgirmes. Die römische Siedlung bestand allerdings nur so kurzfristig, dass nicht mal ihr Name bekannt ist. Ausser dem Pferdekopf, ein paar Splittern und wenigen Steinfundamenten existiert nichts mehr. Dennoch konnten die Archäologen erstaunlich gut das Aussehen der Siedlung rekonstruieren.
Rechtsstreit: Der Pferdekopf wurde im Jahr 2009 in 12 Meter Tiefe in einem alten Brunnenschacht in der Nähe der römischen Siedlung gefunden. Dieser Brunnen befand sich allerdings auf dem Grundstück eines Bauern. Nach damaligen hessischem Gesetz hätten ihn deswegen 50 % des Wertes des Kopfes zugestanden. Die Landesregierung wollte ihn zunächst mit 48.000 Euro abspeisen. Daraus entstand ein jahrelanger Rechtsstreit, bis ein Gericht dem Landwirt im Jahr 2018 die Summe von 773.000 Euro zusprach.
6. Der Schatzfund von Weißenburg
Im Frühherbst des Jahres 1979 im bayerischen Weißenburg wollte ein Lehrer in seinem Garten ein neues Beet für Gemüse (Spargel) ausheben. Dabei stieß er in geringer Tiefe auf Metallgegenstände, die er zunächst für Schrott hielt. Schnell stellte sich dieser Schrott allerdings als einer der wertvollsten Römerschätze heraus, die jemals in Deutschland gefunden wurden: gut erhaltene Bronzestatuetten, Silbervotive mit den Symbolen von römischen Göttern, Gesichtshelme, insgesamt 114 Einzelstücke. Wahrscheinlich stammen die Stücke aus einem römischen Tempel, daher wird der Schatzfund auch römischer Tempelschatz genannt.
Wie kam der Schatz ins Gemüse-Beet? In Weißenburg (damals der römische Kastellstandort Biriciana) verlief im 3. Jahrhundert die Front zwischen dem Römischen Reich und den über den Limes drängenden germanischen Kampfverbänden. Nach einer Theorie hat in den Kriegswirren ein Dieb (vielleicht ein römischer Soldat) die wertvollen Gegenstände aus dem Tempel mitgehen lassen und sie unter dem Fussboden seines Hauses vergraben. Knapp 2000 Jahre später ist von dem Haus nichts mehr übrig, nur der wertvolle Schatz überdauerte die Zeiten.
Schatzwert: Dank der fairen bayerischen Gesetzgebung erhielt der Finder 1980 eine Summe von 1,8 Millionen DM ausgezahlt. Wenn man die in Qualität und Erhaltungszustand einzigartigen Götterfigürchen, Silbervotive und Parade-Gesichtsmasken an Sammler verkaufen würde, könnte ein Vielfaches dieser Summe erzielt werden. Im Römermuseum von Weißenburg ist der Schatz aber sicherlich besser aufgehoben.
5. Der Schatz der Sachsen
Der Schatz der Sachsen wird auch das Silber der Wettiner genannt, da der Schatz aus Schloss Moritzburg, dem Stammsitz derer von Wettiner stammt.
Im Gegensatz zu den anderen Schätzen in der Top 10 Liste die wertvollste Schätze aus Deutschland lag der Sachsen-Schatz nur 50 Jahre in der Erde verbuddelt: Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges vergruben die Prinzensöhne mit Hilfe des Revierförsters die wertvollsten Stücke aus dem Schloss in rund 40 Kisten in der Erde, um den Schatz vor den russischen Soldaten zu schützen. Unter Folter gestand der Förster schliesslich den Ort und die Rotarmisten brachten den wertvollen Schatz als Beutekunst nach Russland. Aber 3 Kisten fanden sie nicht. Diese wurden 1996 von zwei modernen Schatzsuchern bei Nacht und Nebel mit einem Metalldetektor gefunden.
Schatzwert: Das Silber der Wettiner gehört zu den wertvollsten und bedeutendsten Schätzen, die jemals in Deutschland gefunden wurden. Silberpokale und Goldschalen von den besten Künstlern aus dem 16. und 17. Jahrhundert hergestellt, eine bedeutende Münzsammlung und Teile des Tafelsilbers der Wettiner. Als wertvollstes Stück gilt allerdings der Mohrenkopf-Pokal, ein Trinkpokal aus Gold, mit Edelsteinen besetzt. Insgesamt wird der Wert auf rund 12 Millionen Euro geschätzt. Den Gesamtwert (der Grossteil des Schatzes wurde ja nach Russland verschleppt) kann man nur erahnen.
4. Der Goldhort von Gessel
Einer der grössten Goldschätze Deutschlands und Europas aus prähistorischen Zeiten. Übertroffen wird er jedoch vom ebenfalls in Deutschland gefundenen Goldschatz von Eberswalde.
Der Schatz von Gessel besteht aus 117 Teilen aus purem Gold. Das Gesamtgewicht beträgt 1,17 Kilogramm. Der wertvolle Goldschatz wurde bei Bauarbeiten für eine Erdgaspipeline nahe der niedersächsischen Stadt Syke entdeckt. Dabei wurde festgestellt, dass diese Region schon seit Urzeiten besiedelt ist. Schon vor 12.000 Jahren lebten dort Menschen und hinterliessen ihre Spuren in Form von Steinwerkzeugen.
Nicht ganz so alt ist der Goldhort von Gessel, aber er bringt es immerhin auf etwa 3400 Jahre. Das bedeutet eine prähistorische Kultur aus der mittleren Bronzezeit hat uns diese Schmuckstücke hinterlassen. Diese hohe Alter macht auch den grossen Wert des Schatzes aus, neben der Tatsache dass er aus reinem Gold besteht.
3. Trierer Goldmünzenschatz
1993 fanden „Hobby-Archäologen“ auf einer Baustelle in Trier einige Goldmünzen in einem frisch ausgehobenen Erdhaufen. Als einer der Sammler nach Feierabend mit einer Metall-Sonde weitersuchte, entdeckte er zuerst einen Haufen mit über 1000 Goldmünzen und dann einen zerborstenen Bronzekessel mit weiteren 561 Münzen. Andere Sammler fanden weitere hunderte Goldmünzen, indem sie einfach der Spur des LKW folgten, der den Erdhaufen von der Baustelle abtransportierte.
Es handelte sich bei dem Schatzfund um römische Aurei aus den Jahren 63 bis 168 n. Chr mit einem Feingoldgehalt von 99,05. Insgesamt waren in dem Schatz 2650 Aurei mit einem Gewicht von 18,5 Kilo. Damit handelt es sich um den grössten Fund römischer Goldmünzen weltweit und um den grössten Münzschatz, der jemals in Deutschland gefunden wurde.
Der Wert des Schatzes: Alleine der Materialwert von 18,5 Kilo fast reinem Gold ist erheblich. Viel höhere Preise erzielen Aurei in guter Erhaltung allerdings bei Sammlern. In der Wikipedia sind einige Beispiele genannt: Ein Aurei mit dem Portät Kaiser Trajans erzielte bei einer Auktion 15.000 $, ein Aurei mit Kaiser Alexander Severus brachte gar 920.000 $. Wen man berücksichtigt, dass der Goldmünzenschatz von Trier neben „zusammengebackenen“ Münzen auch viele hundert Aurei in guter Qualität enthält, könnten diese im Einzelverkauf eine Summe im zweistelligen oder gar dreistelligen Millionenbereich wert sein. (Tatsächlich erhielt das Rheinische Landesmuseum nur 2518 Münzen von geschätzt ursprünglich 2650, denn „es wurden sicher einzelne seltene Prägungen dem Museum vorenthalten“, so Wikipedia wörtlich)
2. Der Goldschatz von Eberswalde
Dieser Schatz ist der wertvollste Goldschatz Europas aus der späten Bronzezeit. Zwischen 1000 und 900 v. Chr während der späten Bronzezeit verstaute jemand die 81 Einzelteile des Goldschatzes in einem grossen bauchigen Tongefäss und machte einen Deckel drauf. Rund 3000 Jahre später fanden Bauarbeiter in Eberswalde in Brandenburg eben jenen Tontopf.
Ebenso wie der Goldhort von Gessel (und die Himmelsscheibe von Nebra) wurde der Eberswalder Schatz von einer bronzezeitlichen Kultur hinterlassen. Viel ist über diese prähistorischen Kulturen auf deutschen Boden nicht bekannt, da sie keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen. Die Bewohner lebten in kleinen Bauerndörfern mit etwa 50-80 Einwohnern, sie errichteten Befestigungen auf natürlichen Schutzlagen wie Flussinseln. Sie betrieben viel Ackerbau und Viehzucht. In Grabhügeln wurde die Toten bestattet. Sie konnten Metalle aus erzhaltigem Gestein schmelzen und Bronze herstellen, das sie für Waffen und Werkzeuge verwendeten. Es gab ein europaweites Handelsnetz, auf dem die Metalle und Erze aus den wenigen, weit auseinander liegenden Minen und Abbaustätten transportiert wurden.
Schatzwert: Allein das Goldgewicht der 81 Gegenstände beträgt annähernd 2,6 Kilo. Sammler würden wohl hohe Millionenbeträge für die kunstvollen, prähistorischen Armbänder, Halsringe, Spangen und Schüsseln aus puren Gold zahlen. Die enorme Bedeutung und der hohe Wert des Schatzes ist sicher auch ein Grund warum Russland den als „Beutekunst“ deklarierten Schatz nicht zurückgeben will. Immerhin ist der Ebersbacher Goldschatz noch vollständig und wird dort gut verwahrt.
1. Die Himmelsscheibe von Nebra
Der Materialwert dieses wertvollsten und bedeutendensten Schatzes, der jemals auf deutschen Boden gefunden wurde, ist gering: Bronze und ein paar dünne Applikationen aus Gold. Aber was macht dann die Himmelsscheibe von Nebra so außerordentlich wertvoll und und warum gilt sie bedeutsamster Fund aus der Frühen Bronzezeit überhaupt ?
- das Alter: auch die Top 2 und Top 4 der wertvollsten deutschen Schätze stammen aus der Bronzezeit, aber die Himmelscheibe ist mit rund 3600 Jahren noch ein Stück älter und stammt aus der Frühbronzezeit
- der außerordentlich gute Erhaltungszustand in Anbetracht des hohen Alters
- die Kalenderfunktion: die Scheibe kann dazu benutzt werden, um Jahre mit Hilfe des Standes der Gestirne zu zählen und Jahreszeiten zu bestimmen. Das lässt auf gehobene Astromiekenntnisse der Hersteller der Scheibe schliessen und die Himmelsscheibe ist die älteste bekannte Darstellung dieser Art weltweit.
- nicht nur handwerklich auch künstlerisch ist die Himmelscheibe auf hohem Niveau: Sie wirkt in ihrer Schlichtheit heute noch schön, fast vertraut.
- die Aunjetitzer Kultur, von der die Himmelsscheibe stammt, war wohl weitaus fortgeschrittener, als bis dahin vermutet.
Die Himmelscheibe von Nebra liegt heute in einem Hochsicherheitstrakt des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. Dort wird sie von Besuchern aus aller Welt bestaunt. Sie ist, wie man so schön sagt, unbezahlbar. Eine Ahnung über ihren Wert in Euro und Cent gibt der Versicherungswert: Laut Hamburger Abendblatt liegt er bei unfassbaren 100 Millionen Euro.
Vielen lieben Dank für den wertvollen Beitrag!
Sehr schön Tipp.
Das Oppidum von Manching gab es erst seit etwa dem 3. Jh. v. Chr., damit ist es „nur“ etwa maximal 2200 -2300 Jahre alt und nicht 5000.
Korrekt! Ist verbessert, danke für den Hinweis
Hallo, ich finde dies ist ein interessanter Eintrag. Ich würde mir davon wünschen. Herzliche Grüße